während ihr da draußen eure sommerferien damit verbringt nichts zu tun/freizeit zu machen, arbeite ich an der shanghai international studies university hart daran, meine chinesischkenntnisse zu erweitern und zu erneuern. jeden arbeitstag besuche ich vormittags einen intensivsprachkurs, der mit dem lerntempo im gymnasium nicht vergleichbar ist. hier wird jeden tag sehr viel stoff vermittelt, die lehrerin steht vorne und redet. ich kann mich entscheiden ob ich ihr zuhöre und lerne, oder zwei minuten lang abdrifte und kein chinesisch lerne. denn hier wird kein halt gemacht und 20 vokabeln müssen dann halt von heute auf morgen vollständig beherrscht werden. also gehe ich nach unterrichtsschluss mit meinen kommilitonen in irgendeinem restaurant meinen durst und hunger stillen. danach beginne ich zu lernen. wann das lernen aufhört hängt von verschiedenen dingen ab. wäsche waschen oder ausflügen z.b..
für mich kann ich sagen, dass mein chinesisch noch dringendst verbessert werden muss und eine zeitung zu lesen noch weit außer reichweite liegt.
manchmal verliere ich viel studierzeit an dem servicepersonal im hotel. nicht, dass es mir keinen spaß machen würde ihnen bei ihrer arbeit zuzuschauen. es gibt zwei ereignisse, die an einem tag stattfanden, die mir nicht aus dem kopf gehen.
zum einen "die reparatur der fernbedienung", wofür insgesamt fünf leute innerhalb einer stunde in mein zimmer kommen mussten um die fernbedienung auseinanderzunehmen, mit toilettenpapier zu säubern oder einfach nur mehrmals darauf herum zu tatschen. ständige hintergrundtonkulisse ist das klingeln der mobiltelefone mit individuellem klingelton und halbherzig angepisste zweiminuten telefonate in denen ausschließlich shanghaihua (= shanghaianisch) gesprochen wird. die techniker/hotelangestellten/zuschauer sind immer verwundert über mein hämisches lächeln, aber wenn die sich so dumm anstellen, warum nicht. außerdem haben die hotelangestellten ja auch immer spaß bei der sache, wenn sie miteinander herumblödeln, sich gegenseitig in den arsch treten und stolpernd mein zimmer verlassen.
ich widme mich wieder meiner wortschatzarbeit, bis es an der tür klopft. ich öffne und mich blicken vier paar augen an. eine liebe, alte hotelangestellte fragt mich in sopranstimme, ob sie kurz mein zimmer streichen können. jetzt hätte man natürlich nein sagen können, die tür schließen können und sich denken können: Wos woarn des??
aber bei mir setze sich die abenteuerlust durch und ich ließ sie hinein. zwei zwanzigjährige, von oben bis unten mit weißer farbe bekleckert blicken umher und pinseln mal hier mal da, über stellen mit grauen flecken oder schleifspuren. dann nehmen sie ihr weißes handtuch, werfen es über ignacios bett, setzen sich sogleich und streichen ein wenig an einer anderen wand herum. einer von den beiden streichgenossen steht auf, sucht sich einen bereich mit gelben tesastreifen und geht ein bisschen mit seinem pinsel drüber und setzt sich wieder neben seinen kollegen. die ganze zeit über lächelt die alte frau und ein unscheinbarer weiterer bewacher steht auch dabei.
schließlich sind 1% meines zimmers neu gestrichen und das reicht. alle viere gehen aus meinem zimmer heraus und weiter zum nächsten unschuldigen.
meine wände sind immer noch nicht flächendeckend weiß.
und die fernbedienung, die funktioniert immernoch nicht.
Emanzipation der Frauen - wenn 100% völlige Emazipation bedeuten, wie weit sind wir gekommen?
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen